9. Gesang: Der Tempel (1 Samuel, 2 Samuel, 1 Könige)
(aus S.39 ff.) Alt war David geworden, selbst warme Decken wärmten nicht seinen Leib. So sucht man ein Mädchen, Abischag von Schunen, das Lager des Königs an seiner Seite zu wärmen. Treu sorgt sie um ihn, blieb selbst jedoch Jungfrau. Adonija, des Königs älterer Sohn, strebt nach der Krone, doch seinem Worte gemäß setzt David Salomo ein, der Batseba Sohn, nach ihm über alle Stämme zu herrschen, rief Natan und Zadok, den Priester, den neuen König zu salben. Jubelnd nahm Israels Volk zum neuen König den Sohn der Batseba, Salomo, jung noch an Jahren. David nahm Abschied von ihm mit frommem Ermahnen: Moses’ Gesetz in Treue zu leben als Unterpfand guten Gelingens. Vierzig Jahre war David König, bis er zu den Vätern entschlief. (S.40) Salomo nahm sich zur Gattin des Pharao Tochter, Freundschaft stiftend zwischen den Israeliten und dem Volk der Ägypter. Opfernd am Berg Gibeon erschien ihm nächtens im Traume der Herr und gewährt ihm, von ihm zu erbitten die Gabe, die er am meisten ersehnt: Salomo wünscht sich ein hörendes Herz, die Weisheit, gerecht sein Volk zu regieren, nicht Reichtum und Macht. Lobend gewährt Gott diese Bitte, als Lohn verspricht er auch jenes. So trug sich denn zu, daß zwei Frauen um ein Kind vor ihm stritten: Beide hätten geboren, doch ein Kind wäre gestorben, seine Mutter hätt’ es mit dem lebenden Kinde der andern vertauscht. Der König entscheidet, das Kind sei mit dem Schwerte zu teilen. Eine Frau begrüßt diesen Spruch, die andere aber verzichtet, um das Leben des Kindes zu retten. Ihr gibt als wahrer Mutter der König das Kind. Das Volk wird staunender Zeuge. Gott gewährte Salomo Weisheit und Weitsicht des Herzens, ließ ihn das dürftige Volk mit Sprichwörtern Weisheit nun lehren: Dreimal tausend schrieb er denn nieder und tausendfünf Lieder. Über die Liebe ein Hohelied lehrte in alle Zukunft die Jugend. So schrieb er: (Hohelied, 8,6–7) „Stark wie der Tod ist die Liebe / die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, / gewaltige Flammen. Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; / auch Ströme schwemmen sie nicht hinweg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses,/ nur verachten würde man ihn.“ Bauherr des Tempels des Herrn, wie Natan verheißen, wird dann Gottes Erwählter, der Sohn König Davids, Salomo. Vierhundertachtzig Jahr’ nach dem Auszug der Israeliten aus dem Sklavenhaus in Ägypten legt man in Zion mit mächtigen Quadern den Grund für den (S. 41)Tempel, lang sechzig Ellen, zwanzig die Breite und dreißig die Höhe. Hiram, König von Tyrus, sendet das Holz seiner Zedern, seiner Zypressen von des Libanon Bergen: Kostbar gestaltet der König, wie nichts sonst auf Erden, im Tempel die Räume, verkleidet mit Holz sie überzieht alles mit Gold, aufzunehmen die Lade des Bundes: Gottes Gebote, am Horeb in steinerne Tafeln gemeißelt, seines Volkes Gesetz und Unterpfand glücklichen Lebens. Zwei Kerubime mit mächtigen Schwingen beschirmen die Lade. Auch den Königspalast errichtet am Zion der König. Doch an Prunk übertrifft nichts den Tempel des Herrn. Sieben Jahre bauten im Frondienst die Israeliten am Haus ihres Herrn, Adonais prangende Wohnung, daß in der Mitte des Volks und seiner Gebete er weile. Als es vollendet, führte der König den Festzug, der das Gezelt mit der Lade des Bundes ins Allerheiligste trägt. Salomo sprach dort zum Volk, erinnert an der Gottheit Versprechen durch Natan an Vater David, nie zu verlassen sein Haus und sein Volk, das ihm treu sei. Dann gibt Salomo dem Volk seinen Segen, nicht nur den Israeliten, allen Völkern der Erde möge die Allmacht des Herrn zur eigenen Kenntnis gelangen. Nach der Errichtung des Tempels erschien König Salomo nochmals der Herr, verspricht seinen Schutz den Getreuen, Fluch und Untergang aber jenen, die Gottes Gebote mißachten. Als Salomo’s Reichtum und Macht auf dem Gipfel, kam fern von Saba Arabiens mächtige Königin mit großem Gefolge, viel Gold und Juwelen. Salomo’s Ruhm hat sie zur Reise bewogen, sie prüft seine Weisheit. In allem weiß dieser Rat, sie bewundert und lobt ihn, zieht mit froher Gewißheit nach Haus, den weisesten Mann nun zu kennen, so reich auch und mächtig wie keinen. Salomo jedoch in späteren Jahren ließ sich von Frauen im Harem – siebenhundert in fürstlichem Rang, dreihundert andre – verführen zum Dienst an den Götzen Astarte und Milkom, Götzen der Leute von Sidon und Ammon. Zweimal war der Herr schon dem König erschienen, sein Treubruch wog schwer. (S. 42) So sprach der Herr denn zu Salomo, dem treulosen König: „Entreißen will ich deinem Sohn die Stämme des Nordens, Juda allein belasse ich ihm im Gedenken an David.“ Vierzig Jahr’ herrschte Salomo über alle Stämme der Israeliten. Dann entschlief er im Herrn, ward in der Stadt Davids begraben. König ward dann sein Sohn mit Namen Rehabeam.
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